Segment SchweizMarktumfeldGeschäftsentwicklung

Trotz erschwerter Rahmen­bedingungen aufgrund der Pandemie forcierte Zur Rose die Entwicklung vom Medika­menten­versorger im engeren Sinn hin zum Betreiber von Gesundheits­plattformen und zum Technologie-Provider auch im Berichtsjahr. Die gemeinsam mit Partnern im Herbst angekündigte digitale Gesundheitsplattform setzt neue Massstäbe im schweizerischen Gesund­heits­wesen.

Erfreuliche Geschäftsentwicklung trotz Coronakrise

Im Segment Schweiz steigerte Zur Rose den Umsatz im Berichtsjahr um 7.1 Prozent auf 593.1 Millionen Franken. Das Unternehmen wuchs damit deutlich über dem Markt. Bereits Mitte Februar setzte Zur Rose vor dem Hintergrund der Pandemie einen Krisenstab zur Umsetzung geschäftlich und betrieblich notwendiger Massnahmen ein. Businessseitig war in deren Anfangsphase eine starke Nachfragezunahme sowohl nach rezeptpflichtigen als auch nach nicht rezeptpflichtigen Medikamenten zu verzeichnen. Zur Rose definierte deshalb eine Liste lebensnotwendiger Medikamente und stellte die Verfügbarkeit am Markt in engem Austausch mit Behörden und Herstellern sicher. Wo die Versorgung gefährdet war, steigerte Zur Rose trotz massiv höherer Lagerkosten die Vorhalteleistung für Medikamente. Oberstes Ziel war es, mit einer umsichtigen Planung grösstmögliche Versorgungs- und Liefersicherheit zu gewährleisten. Mitte März verordnete der Bundesrat eine Beschränkung zur Abgabe von Arzneimitteln und verfügte zudem, dass in Arztpraxen nur noch dringende Behandlungen vorzunehmen seien. Vorübergehend ging die Nachfrage nach Medikamenten im Frühjahr deshalb vor allem im Ärztegeschäft wieder zurück, normalisierte sich bis zum Frühsommer allerdings weitgehend. Während der Krise klar festzustellen war ein deutlicher und anhaltender Kundenzuwachs im Online-Geschäft.

Führender Technologie-Provider und Plattform-Betreiber im eHealth-Bereich

Im Zuge der beschleunigten Digitalisierung hat die Zur Rose-Gruppe im Berichtsjahr den Fokus auf ihr Angebot als Technologie-Provider und Betreiber von Plattformen und Ökosystemen im eHealth-Bereich deutlich intensiviert. Im Schweiz-Geschäft konnte die Plattform-Technologie für Supply Chain, Professional Services und Patientendienstleistungen weiterentwickelt werden. Im Vordergrund steht dabei das «Platform as a Service»-Modell: Zur Rose stellt Service-Providern Technologie, Logistik und Schnittstellen gegen Lizenzgebühr zur Verfügung.

Im November gab Zur Rose zusammen mit den Partnern Allianz Care, CSS und Visana die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens zum Betrieb einer umfassenden digitalen Gesundheitsplattform bekannt. Diese wird im zweiten Quartal 2021 in der Schweiz operativ. Die Plattform steht allen Akteuren des Gesundheits­wesens offen: Versicherer, Ärzte, Spitäler, Apotheken und weitere Leistungserbringer können darauf ihre Dienstleistungen anbieten. Auf einen Klick erhalten Patienten so rund um die Uhr Zugang zu individua­lisierten, qualitätsgeprüften Gesund­heitsdiens­tleistungen. Diese Plattform setzt neue Massstäbe im schweizerischen Gesundheits­wesen und schafft die Basis für eine digital unterstützte und integrierte Versorgung.

Professional Services: Medikamenten­belieferung und Digitalisierung der Praxisprozesse

Zur Rose erhöhte den Marktanteil im Professional Services-Bereich (Ärztegeschäft) 2020 von 25 auf 25.4 Prozent.

Der anhaltende Kostendruck im Gesundheits­wesen führte zu einer höheren Preissensitivität und einer Sensibilisierung auf Prozesskosten. Seit dem 1. Januar 2020 offeriert Zur Rose den Professional Services-Kunden deshalb ein neues Preismodell, verbunden mit attraktiven Dienstleistungs­konditionen für Ärztekunden.

Die Corona­pandemie verstärkte die Nachfrage nach einfachen, digitalen Lösungen auch in der ambulanten Medizin: Telefonische Anfragen und Video-Konsultationen nahmen deutlich zu, und Befragungen von Ärzten ergaben, dass eine schnelle und sichere Übermittlung von Rezepten ein grosses Bedürfnis ist. Mit einer breiten Informationskampagne hat Zur Rose die Grundversorger-Praxen bei der Bewältigung der Corona­pandemie und deren Auswirkungen unterstützt. Neben Informationen zum Praxisbetrieb und den Schnelltests konnten Praxen dank der Rezept­übermittlungs­hilfe die Medikamenten-Belieferung von Risikopatienten zu Hause durch die Online-Apotheke sicherstellen.

BlueCare als Technologie-Hub von Zur Rose

In ihrer Funktion als Technologie-Hub des Segments Schweiz konzipierte BlueCare für die Leistungsg­erbringer auch im Berichtsjahr verschiedene innovative Lösungen: Die digitale Rezeptübermittlungs­hilfe ermöglicht es einer Arztpraxis, Rezepte elektronisch und formfrei an jede Apotheke zu übermitteln. Mit BlueMedication wurde ein Produkt entwickelt, das die Arzneimittel­therapiesicherheit erhöht, indem Medikationsdaten aus Berichten – beispielsweise beim Spitalaustritt – automatisch ausgelesen und in einer strukturierten Medikations­liste abgebildet werden. Die Anwendung nimmt zudem einen digitalen Abgleich gegenüber einem bestehenden Medikationsplan vor und beinhaltet eine erweiterte Interaktionskontrolle, welche auch Aspekte wie Dosierung, Altersverträglichkeit, Allergien und bestimmte Vorerkrankungen berücksichtigt und digital prüft.

Ausbau von Specialty Care 

Um das zeitliche und räumliche Angebot im Bereich Specialty Care weiter auszubauen, gründete die Zur Rose-Gruppe im Berichtsjahr die Tochter­gesellschaft Specialty Care Therapiezentren AG. Mit spezifisch ausgebildeten Pflegefach­personen unterstützt das Specialty Care-Team Patienten mit komplexen Therapien bei der korrekten Medikamenten­verabreichung, beispiels­weise bei der Durchführung von Infusions­therapien. Diese Dienstleistung kann beim Patienten zu Hause oder auch in den Praxis­räumlich­keiten von Partnerärzten in Anspruch genommen werden. Dank der kontinuierlichen Weiterent­wicklung des Angebots konnten im Berichtsjahr verschiedene neue Hersteller­kooperationen abgeschlossen werden.

Integrierte Versorgungs­lösungen mit Kranken­versicherern und Managed Care-Organisationen 

Zur Rose erneuerte die Kooperations­verträge mit verschiedenen Kranken­versicherern und setzte sich gemeinsam mit den Partnern für die Entwicklung innovativer Lösungen in der Kranken­versicherung ein. Das 2019 mit der CSS lancierte Grund­versicherungs-Modell Multimed wurde stark nachgefragt und zeigt, dass ein reduzierter Selbst­behalt für die Versicherten einen wichtigen Anreiz darstellt. Ziel ist es, die Versicherungs­lösungen in die digitale Gesundheits­plattform zu integrieren und durch innovative Produkt­ansätze und Prozess­verbesserungen einen Beitrag an die Senkung der Gesundheits­kosten zu leisten.

Im September lancierte Zur Rose gemeinsam mit der KPT-Versicherung den digitalen Medikations­assistenten Medi+: Für KPT-Versicherte ist die Nutzung des Dienstes kostenlos, und mit ihrer Zustimmung werden alle über die KPT abgerechneten Medikamente automatisch im Medikations­plan dargestellt. Zusätzliche Medika­mente können über eine Scanfunktion einfach in die Liste integriert werden. So gewährt die Anwendung jederzeit eine Übersicht über sämtliche einzu­nehmende Medikamente. Medi+ ermöglicht es zudem, einen Einnahme­plan mit Erinnerungs­funktion zu erstellen, Rezepte zu hinterlegen und Medikamente einfach online nachzu­bestellen. Auch Kunden der Zur Rose Online-Apotheke können die Funktionen von Medi+ über ihr Kundenkonto nutzen.

Erfreuliche Entwicklung der beiden Joint Ventures mit der Migros-Tochter Medbase

Mit den Shop-in-Shop-Apotheken in Migros-Filialen verfolgt Zur Rose einen Omni-Channel-Ansatz. Zusätzliche Filialen wurden 2020 in den Einkaufs­zentren Tivoli in Spreitenbach und im Wynecenter in Buchs im Kanton Aargau eröffnet. Ende November erfolgte mit einer Filiale im Migros-Supermarkt Crissier im Kanton Waadt der Markteintritt in der Romandie.

Das Joint Venture ZRMB Marketplace AG betreibt unter zurrose-shop.ch einen Online-Shop für frei verkäufliche Gesundheits- und Pflege­produkte. Mittelfristig wird er als Markt­platz betrieben, auf dem auch weitere Partner ihre Produkte anbieten können. Der Online-Shop behauptete sich gut im Wettbewerb: Der Umsatz lag weit über Plan und war im Vergleich zum Vorjahr mehr als doppelt so hoch. Dies ist einerseits auf eine erhöhte Nachfrage nach Artikeln wie Schutz­masken und Desinfektions­mittel zu Beginn der Corona­pandemie zurückzu­führen, andererseits aber auch auf einen generellen Trend zu vermehrten Online-Käufen, vor allem über mobile Endgeräte. Als einziger Online-Kanal für Gesundheits- und Pflege­produkte bietet der Shop den Kunden seit Februar 2020 zudem die Möglich­keit, bei jedem Einkauf Migros Cumulus-Punkte zu sammeln. Durch gezieltes digitales Marketing, verbunden mit einer Sortiment­sausweitung sowie einer attraktiven Preispolitik, konnte sowohl die Anzahl Neukunden als auch die Anzahl Bestands­kunden gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt werden. Die aktiven Kunden weisen neben einer gestiegenen Kauffrequenz eine sehr hohe Kunden­zufrieden­heit auf.

Zur Rose als bekannteste Online-Apotheke der Schweiz

Mit der umfassenden Neuge­staltung des Online-Auftritts von zurrose.ch wurde im Berichtsjahr ein wichtiger Meilenstein in der Transformation vom klassischen Versand­­geschäft hin zur Online-Apotheke erreicht: Neben einer Moderni­sierung des Auftritts optimierte Zur Rose auch die Nutzerführung. Den Online-Relaunch im Herbst begleitete eine schweizweit angelegte Marketing­kampagne. Forciert wurde dabei insbesondere der Markt­eintritt in der Romandie. Erstmals nutzte Zur Rose die Westschweizer Fernsehkanäle für TV-Spots und lancierte eine erfolgreiche Social Media-Kampagne in der französisch­sprachigen Schweiz, was innert eines Jahres zu einer markanten Erhöhung der Marken­­bekanntheit führte: Ungestützt betrug diese in der Romandie 26 Prozent, was gegenüber dem Vorjahr fast einer Ver­doppelung entspricht. In der Deutschschweiz ist Zur Rose sowohl in der gestützten als auch der unge­stützten Befragung zur bekanntesten Online-Apotheke avanciert. Die gesteigerte Marken­­bekanntheit widerspiegelt sich auch in den Nutzerzahlen: Die Zahl aktiver Kunden der Online-Apotheke nahm im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozent zu.

Im Zuge des neuen Auftritts wurde das Zur Rose Kunden-Konto neugestaltet und um verschiedene Funktionalitäten erweitert. Das Kunden-Konto erlaubt die übersichtliche Verwaltung und Erneuerung von Dauer­rezepten sowie eine einfache Online-Medikamenten­bestellung und verfügt auch über eine Erinnerungs­funktion beim Ablauf von ärztlichen Rezepten. Der mit der KPT-Versicherung lancierte digitale Medikations­assistent Medi+ ist ebenfalls im Kunden-Konto nutzbar und steht damit auch den Zur Rose-Kunden zur Verfügung.

Medikamenten­verblisterung unter der Marke Dailymed 

Müssen mehrere Medikamente pro Woche eingenommen werden, steigert eine individuelle Medikamenten­verblisterung die Patienten­sicherheit und die Therapie­treue nachweislich. Dailymed verzeichnete im Berichtsjahr einen erfreulichen Kunden­zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Ermöglicht wurde dies unter anderem durch eine weitere Digitali­sierung des Produktions- und Bestell­prozesses. Eine neu geschaffene Vertriebs­organisation legte den Grundstein für eine erfolgreiche Akquise und Betreuung von Institutionen wie Heimen, die ebenfalls von Dailymed profitieren.