Brief an die Aktionäre
Liebe Aktionärinnen, liebe Aktionäre
2021 setzte die Zur Rose-Gruppe die Wachstumsstrategie – insbesondere die Nutzung der Chancen des elektronischen Rezepts in Deutschland und die Internationalisierung – konsequent fort. Mit der 2021 erfolgreich lancierten DocMorris-Gesundheits-App wurden ein zentrales und leicht zugängliches Portfolio an Gesundheitsservices sowie die technische Voraussetzung für die Erfassung und Übermittlung der E-Rezept-Informationen geschaffen. In Frankreich erweiterte die Gruppe mit einem strategischen Partner das Produktangebot um rezeptfreie Arzneimittel (OTC), womit die Kunden einen einfachen und sicheren Zugang zu einem breiten Sortiment an gesundheitsrelevanten Produkten und pharmazeutischer Beratung erhalten. In diesem dynamischen Umfeld beschaffte sich die Zur Rose-Gruppe Ende 2021 über eine Kapitalerhöhung Mittel in der Höhe von CHF 188.5 Mio., deren Verwendung hauptsächlich dem E-Rezept in Deutschland zum Zeitpunkt der flächendeckenden Einführung zukommen soll, die jedoch Ende 2021 überraschend verschoben wurde.
Ergebnis im Rahmen der Erwartungen
Mit einer Steigerung des Aussenumsatzes 1 von 15.5 Prozent auf CHF 2,034.0 Mio. hat die Zur Rose-Gruppe im zweiten Pandemiejahr die Umsatzerwartung erreicht. Das Wachstum setzte sich in allen Marktsegmenten – Schweiz, Deutschland und Europa – fort. Die Anzahl aktiver Kunden erhöhte sich 2021 im Vergleich zum Vorjahr um über 18 Prozent auf 12.4 Millionen 2. Zur Unterstützung der Wachstumsstrategie investierte die Zur Rose-Gruppe forciert im Bereich des elektronischen Rezepts und der margenstarken Zukunftsthemen Gesundheitsökosystem, Telemedizin und PaaS (Platform-as-a-Service). Als europäische Dachmarke für das Ökosystem und im Hinblick auf die ursprünglich auf Anfang 2022 angesetzte verpflichtende E-Rezept-Einführung startete DocMorris im Februar 2021 in Deutschland eine umfangreiche Marketingkampagne («Das neue Gesund»). Insgesamt stiegen die Aufwendungen für diese Aktivitäten im Vergleich zum Vorjahr um rund CHF 60 Mio. Aufgrund des pandemiebedingt stagnierenden OTC-Marktes fielen die Wachstumskosten höher aus, was sich auf die Marge und die Marketingquote auswirkte. Ebenso belasteten einmalige Aufwendungen hauptsächlich im Zusammenhang mit Akquisitionen und Restrukturierungen das Resultat. Das um Einmaleffekte bereinigte EBITDA beträgt minus CHF 128.9 Mio. und bewegt sich damit im Rahmen der Erwartungen. Das Betriebsergebnis (EBITDA) beläuft sich auf minus CHF 142.6 Mio.
1 Der Aussenumsatz setzt sich zusammen aus dem konsolidierten Umsatz der Zur Rose-Gruppe zuzüglich der Versandhandelsumsätze von Apotheken, die von der Zur Rose-Gruppe beliefert werden, abzüglich des konsolidierten Umsatzes für deren Belieferung.
2 Anzahl Kunden, die 2021 von der Zur Rose-Gruppe entweder direkt oder über ihre Partner beliefert wurden.
Start-Basis für die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland gelegt
Im Hinblick auf die flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland, die trotz Verschiebung noch im Jahr 2022 erwartet wird, ist die Zur Rose-Gruppe technisch und logistisch vorbereitet. DocMorris nutzte das Jahr 2021, um ihre Gesundheits-App noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten. Mit mittlerweile mehr als 1.3 Millionen Downloads gehört diese zu den wachstumsstärksten Gesundheits-Applikationen. Sie verfügt über einen direkten Zugang zu stationären Ärzten sowie zum telemedizinischen Angebot, nahtlosen und personalisierten «Customer-Journeys», Adhärenz-Lösungen, Same-Day-Lieferoptionen und Marktplatzangeboten. Eine komfortable Scan-Funktion für die Einlösung des E-Rezepts ermöglicht eine sichere und schnelle Zustellung der digitalen Rezeptinformationen an die gewünschte Apotheke. Im Rahmen der Testphase sind bereits über 200 E-Rezepte erfolgreich bei DocMorris, aber auch bei Partnerapotheken im Segment Deutschland, eingelöst worden. Zur Bewältigung der erwarteten Volumina wird im zweiten Quartal 2022 die Logistikerweiterung in Heerlen in Betrieb genommen. Die State-of-the-Art-Logistik erhöht den Automatisierungsgrad auf 70 Prozent und wird die Kapazität am Standort mehr als verdoppeln.
Steigerung der Markenbekanntheit der Dachmarke DocMorris
Für die Marke DocMorris lancierte die Zur Rose-Gruppe 2021 die multimediale, deutschlandweite Kampagne «Das neue Gesund», welche die neuen Markenwerte nach dem umfassenden Rebranding transportiert. Die Kampagne zeigte die Marke als nahbaren und zuverlässigen Partner und macht die digitalen Services der Gesundheitsplattform erlebbar. Für das neue Branding erhielt DocMorris zahlreiche Auszeichnungen. Die gestützte Markenbekanntheit konnte bis Jahresende auf über 70 Prozent gesteigert werden.
Strategische Partnerschaften für innovative Behandlungspfade
Unter der Dachmarke DocMorris baute die Zur Rose-Gruppe das europäische Gesundheitsökosystem weiter aus. Es wird sukzessiv in allen Geschäftsbereichen und Segmenten verankert. In der DocMorris-App sind bereits heute die Services Telemedizin, Marktplatz und Apotheke abrufbar. 2021 ist die Zur Rose-Gruppe zudem zwei Ökosystem-Partnerschaften eingegangen. In Zusammenarbeit mit Novo Nordisk lancierte sie den ersten kundenzentrierten Behandlungspfad für Menschen mit Adipositas. Das Gesundheitsangebot unterstützt Betroffene, den Weg zur bestmöglichen Versorgung zu erhalten. Der Fokus liegt zunächst auf Deutschland. Eine weitere Partnerschaft mit Roche Diabetes führt die Gesundheitsprodukte und -lösungen beider Unternehmen sowie qualitativ hochwertige Dienstleistungen Dritter zusammen, um das Leben von Menschen mit Diabetes zu erleichtern.
Fortgesetzte Transformation als Technologieunternehmen
Die Zur Rose-Gruppe trieb im Jahr 2021 die Transformation als Technologieunternehmen weiter voran. Interdisziplinäre Teams in den drei Technologie-Hubs Barcelona, Winterthur und Berlin arbeiten daran, auf europäischer Ebene Customer Journeys intuitiver, nutzenorientierter und reibungsloser zu gestalten. Darüber hinaus fokussiert sich die Gruppe auf die Weiterentwicklung und den Ausbau von Plattform-Technologien und bietet Platform-as-a-Service- bzw. Marketplace-as-a-Service-Modelle auch Partnern – speziell aus der Beauty- und Personal Care-Branche – an. Der Vorteil für diese Unternehmen liegt nicht nur darin, mehr Sichtbarkeit, Traffic und Reichweite über die Lösungen zu erlangen, sondern auch einen neuen Verkaufskanal zu etablieren. So kann über eine Multi-Channel-Strategie die eigene Marke gestärkt und eine optimierte und nahtlose Kundenversorgung ermöglicht werden. Auch bei der im Spätsommer 2021 eingeführten Gesundheits-App der schweizerischen Gesundheitsplattform Well trug die Zur Rose-Gruppe ihre Technologiekompetenz bei.
Verschmelzung von apo-rot mit DocMorris
Per 30. Juni 2021 wurde die apo-rot B.V. mit der DocMorris N.V. verschmolzen. Sämtliche Mitarbeiter wurden übernommen und in die bestehenden Strukturen am Standort Heerlen integriert. Die Zur Rose-Gruppe vollzog damit den nächsten Integrationsschritt zur Erzielung von Effizienzsteigerungen.
Personelle Änderungen im Verwaltungsrat
Wie angekündigt, wird CEO Walter Oberhänsli der Generalversammlung vom 28. April 2022 zur Wahl als Verwaltungsratspräsident vorgeschlagen. Präsident Prof. Stefan Feuerstein soll das Amt des Vizepräsidenten übernehmen. Gleichzeitig stehen die beiden Verwaltungsräte Dr. Thomas Schneider (Vizepräsident) und Prof. Dr. Volker Amelung nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung. Am 10. Januar 2022 informierte die Zur Rose-Gruppe über die Nominierung von Rongrong Hu als neue Verwaltungsrätin. Bei der Wahl aller vorgeschlagenen Personen wird der Verwaltungsrat von derzeit sieben auf sechs Personen reduziert und zu einem Drittel weiblich besetzt sein. Somit würde das im Geschäftsbericht 2020 kommunizierte Ziel, das Gremium ab 2023 zu mindestens 30 Prozent mit weiblicher Kompetenz zu besetzen, bereits ein Jahr früher erreicht.
Matthias Peuckert wird Head Germany
Nach der Generalversammlung wird Matthias Peuckert, seit 2018 CEO beim Münchner Online-Händler für Baby- und Kinderartikel Windeln.de, Head Germany und CEO von DocMorris. Damit übernimmt er die Position von Walter Hess, der nach der Generalversammlung die Nachfolge von Walter Oberhänsli als CEO der Zur Rose-Gruppe antreten wird. Matthias Peuckert wird die Wachstumsentwicklung im Kernmarkt Deutschland massgeblich mitverantworten und damit auch wichtige Impulse für den weiteren Ausbau des europäischen Gesundheitsökosystems geben. Der 48-jährige Deutsche ist ein ausgewiesener E-Commerce-Experte mit breiter, auch internationaler Erfahrung in börsenkotierten Unternehmen. Er blickt auf eine 14-jährige Karriere bei Amazon zurück, wo er zuletzt als Group Director für Core Consumables Deutschland und Amazon Pantry Europa einen Umsatz im niedrigen einstelligen Milliardenbereich und mehrere strategische Schlüsselprojekte verantwortete.
Erster Nachhaltigkeitsbericht legt Basis für weitere Verbesserungen
Heute hat die Zur Rose-Gruppe ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht publiziert. Als Grundpfeiler der Nachhaltigkeitsstrategie wurden die Handlungsfelder Healthy People, Healthy Planet, Healthy Company und Healthy Relationships definiert. Auf dieser Grundlage definierte die Gruppe sieben Kernziele (Sustainable Development Goals, SDGs), die im Einklang mit den UN-Nachhaltigkeitszielen stehen. 2022 wird Zur Rose für die definierten Themenbereiche konkrete Ziele als Basis für weitere Verbesserungen festlegen.
Fokus 2022: E-Rezept und Heben von Synergien
Für 2022 liegt der Fokus zum einen auf dem elektronischen Rezept in Deutschland. Mit rund 11 Millionen aktiven Kunden, DocMorris als bekanntester Apothekenmarke und einer der erfolgreichsten Gesundheits-Apps im deutschen Markt verfügt die Zur Rose-Gruppe über eine gute Ausgangslage, um Kunden vom Serviceangebot zu überzeugen und als E-Rezept-Kunden zu gewinnen. Zum anderen will die Gruppe Effizienzreserven durch Synergien heben. Im Vordergrund stehen die Schaffung von länderübergreifenden Shared-Service-Funktionen, die Bündelung von Know-how sowie die Nutzung einer gemeinsamen Plattform sowohl für Technologie und Produkte als auch für Logistik, Services und Marken. Damit soll eine starke Basis für den weiteren Expansionskurs und die nachhaltige Profitabilität der Zur Rose-Gruppe geschaffen werden.
Ausblick
Das Management ist überzeugt, dass das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten auf der Basis des elektronischen Rezepts (eRx) in Deutschland noch im Jahr 2022 anlaufen wird. Aufgrund des noch nicht bestätigten Zeitpunkts schliesst die Zur Rose-Gruppe den eRx-Einfluss im Ausblick für 2022 jedoch aus. Für die Kernmarke DocMorris wird ein zweistelliges Wachstum für nicht-rezeptpflichtige Produkte angestrebt. Auf Gruppenstufe liegt der Fokus kurzfristig auf der Hebung von Synergien und der Profitabilität, womit der Aussenumsatz gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich unverändert bleiben wird. Aufgrund fortgesetzter Investitionen in Technologie und der Aufrechterhaltung der eRx-Startposition peilt das Management für 2022 ein bereinigtes EBITDA von minus CHF 75 Mio. bis minus CHF 95 Mio. an. Infolge der eRx-Verzögerung wird der Break-even auf Stufe EBITDA im Jahr 2024 erwartet. Die Gruppe bestätigt die mittelfristige EBITDA-Zielmarge von rund 8 Prozent.
Dank
Es ist uns ein grosses Anliegen, allen, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben, herzlich zu danken: unseren Kundinnen und Kunden für ihr Vertrauen in unsere Dienstleistungen, unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr beeindruckendes Engagement zum Wohle des Unternehmens und die grosse Motivation, mit der sie täglich ihre Verantwortung wahrnehmen, und Ihnen, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihre Verbundenheit mit unserem Unternehmen.
Prof. Stefan Feuerstein
Präsident des Verwaltungsrats
Walter Oberhänsli
Delegierter des Verwaltungsrats und CEO