Segment DeutschlandMarktumfeldGeschäftsentwicklung
Unter dem Leitmotiv «Mehr Fortschritt wagen» hat die neue deutsche Bundesregierung für das Gesundheitswesen eine regelmässig fortgeschriebene Digitalisierungsstrategie vereinbart, deren Fokus auf der Lösung von Versorgungsproblemen und der Nutzerzentrierung liegt. Auch die Telemedizin wird weiter ausgebaut und soll nun «regelhaft» ermöglicht werden. Im Rahmen des Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetzes (DVPMG)wurde die Abrechenbarkeit von Videosprechstunden auf 30 Prozent erhöht. Für die 2022 fortlaufende E-Rezept-Testphase in Deutschland wurden im Januar 2022 durch die Gesellschafter der gematik Qualitätskriterien definiert. An die Testphase schliesst sich die flächendeckende Einführung an.
Marktwachstum in Deutschland 1,2
Europas grösster Medikamentenmarkt Deutschland stieg 2021 um 7.3 Prozent auf EUR 54 Mrd. Der Marktanteil der Apotheken beläuft sich auf 86 Prozent. Der übrige Umsatzanteil von 14 Prozent wird über Spitäler und Kliniken generiert. Im Apothekenkanal beträgt der Versandanteil mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln knapp 0.7 Prozent 3, während sich der Versandanteil mit rezeptfreien Arzneien auf 23.2 Prozent beläuft. Der Apothekenumsatz mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln stieg im Jahr 2021 um 8.7 Prozent auf EUR 38.8 Mrd., im Bereich der rezeptfreien Präparate erhöhte er sich um 1.7 Prozent auf EUR 5.6 Mrd. Der Umsatz von rezeptfreien Produkten aus dem Apothekenversandhandel stieg um fast 3.6 Prozent und liegt im Jahr 2021 bei EUR 2.6 Mrd.
1 IQVIA™ Marktbericht, Entwicklung des deutschen Pharmamarktes im Jahr 2021
2 Insight Health, OTC Pharmacy market development December 2021
3 Bundesministerium für Gesundheit (BMG): Finanzergebnisse der GKV 1. – 3. Quartal 2021 (KV45)
Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG)
Am 6. Mai 2021 beschloss der Deutsche Bundestag mit Zustimmung der Regierungsfraktionen ein weiteres Digitalisierungsgesetz im Gesundheitsbereich. Mit dem DVPMG wird unter anderem die Abrechenbarkeit von Videosprechstunden auf 30 Prozent erhöht. Zudem werden die Kassen verpflichtet, ein digitales Authentifizierungsverfahren für die Videosprechstunde festzulegen. Dadurch werden Hürden zur Nutzung von Videosprechstunden, wie das Vorzeigen der elektronischen Gesundheitskarte per Video oder nachträglich in der Praxis, entfallen.
Koalitionsvertrag in Deutschland
Der Koalitionsvertrag der Parteien SPD, BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN und FDP vom 7. Dezember 2021 setzt einen starken Fokus auf die Digitalisierung im Gesundheitswesen. Dazu zählt die beschleunigte Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) und des E-Rezepts sowie deren nutzenbringende Anwendung. Auch telemedizinische Leistungen inklusive Arznei-, Heil- und Hilfsmittelverordnungen sowie Videosprechstunden, Telekonsile, Telemonitoring und die telenotärztliche Versorgung sollen regelhaft ermöglicht werden. Zudem soll das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken novelliert werden, um pharmazeutische Dienstleistungen besser zu honorieren und Effizienzgewinne innerhalb des Finanzierungssystems zu nutzen.
Einführung des elektronischen Rezepts
Am 20. Dezember 2021 gab das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) die Verlängerung der E-Rezept-Testphase in Deutschland bekannt. Der kontrollierte Test- und Pilotbetrieb wurde damit über den 1. Januar 2022 hinaus schrittweise fortgesetzt und ausgeweitet, da der technische Prozess laut Rückmeldungen von Leistungserbringern und Leistungsträgern ans BMG bis zum damaligen Zeitpunkt noch nicht hinreichend erprobt war. Die flächendeckende technische Verfügbarkeit war gemäss § 360 Absatz 1 Sozialgesetzbuch V Grundvoraussetzung für die verpflichtende Einführung des E-Rezepts zum 1. Januar 2022. Die Gesellschafter der gematik beschlossen am 26. Januar 2022, die fortlaufende E-Rezept-Testphase zu intensivieren und definierten entsprechende Qualitätskriterien. So sollen mindestens 30 000 E-Rezepte erfolgreich abgerechnet werden. An die Testphase schliesst sich die flächendeckende Einführung in Deutschland an.