Brief an die Aktionäre

Liebe Aktionärinnen, liebe Aktionäre
Die Zur Rose-Gruppe hat ihre kommunizierten Ziele für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 erreicht. Mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent auf CHF 1'568.7 Mio. untermauerte sie ihre klare umsatzmässige Nummer-1-Position der E-Commerce-Apotheken in Europa. Auch künftig will sie den eingeschlagenen Wachstumskurs fortsetzen und die sich bietenden Chancen aufgrund der niedrigen Online-Durchdringung im Apothekenmarkt und der zunehmenden Digitalisierung forciert wahrnehmen.

Mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent auf CHF 1'568.7 Mio. (inklusive medpex-Verkäufe) setzte die Zur Rose-Gruppe die Wachstumsdynamik im Berichtsjahr weiter fort. Die EBITDA-Marge liegt mit minus 1.0 Prozent am unteren Ende des prognostizierten Zielkorridors. Das Ergebnis wurde durch verschiedene Sondereffekte beeinflusst. Die Integration der Logistikaktivitäten von apo-rot am Standort Heerlen war aufwendiger als erwartet und bedingte die Umstellung vom Zwei- auf einen Drei-Schicht-Betrieb, der voraussichtlich noch bis zur Inbetriebnahme des neuen Distributionszentrums andauert. Weiter haben die Initialaufwendungen für den Markteintritt Frankreich, wo die Regierung den Versand rezeptfreier Medikamente künftig ermöglichen will, das Ergebnis belastet. Demgegenüber schlugen sich die Transaktionen im Rahmen der zwei gegründeten Joint Ventures mit Medbase wie auch die vorzeitige Beendigung des Earn-out für die medpex-Gründer positiv im Ergebnis nieder. Unter Berücksichtigung aller Sondereffekte blieb das Betriebsergebnis (EBITDA) mit minus CHF 13.8 Mio. auf der Höhe des Vorjahres. Das Unternehmensergebnis verschlechterte sich aufgrund von erhöhten Abschreibungen im Zusammenhang mit den akquirierten Unternehmen von minus CHF 39.1 Mio. auf minus CHF 52.4 Mio.

STEFAN FEUERSTEIN (links) und WALTER OBERHÄNSLI

Deutliches Wachstum in Deutschland
In Deutschland vermochte die Zur Rose-Gruppe den Umsatz inklusive medpex-Verkäufen markant um 45.4 Prozent auf CHF 976.0 Mio. zu steigern. Im Berichtsjahr wurde die Halle des Logistikerweiterungsbaus im niederländischen Heerlen fertiggestellt und mit dem Innenausbau und der Installation der Anlagen begonnen. Das neue Distributionszentrum wird voraussichtlich wie geplant im Laufe des Jahres 2021 in Betrieb genommen. Damit können die Versandaktivitäten für den deutschen Markt in Heerlen mit substanziellen Effizienzeffekten zentralisiert werden. Im Rahmen der Integrationsaktivitäten hat die Zur Rose-Gruppe Marketing, Service und IT von apo-rot Ende 2019 in Heerlen gebündelt und den Standort Hamburg stillgelegt. Die Synergien dieses Integrationsschrittes werden sich 2020 positiv auswirken.

Eigene erprobte E-Rezept-Technologie in Pilotprojekten im Einsatz
Die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland bedeutet im Hinblick auf einen vollständig digitalen Versorgungsprozess der Patientinnen und Patienten einen grossen Fortschritt. DocMorris lancierte im Berichtsjahr Pilotprojekte mit dem Deutschen Hausärzteverband, dem Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands (SpiFa) und dem Telemedizinanbieter KRY. Im Rahmen dieser Projekte vernetzt die eigene erprobte E-Rezept-Technologie der Zur Rose-Gruppe zusammen mit der dazu gehörenden App Arzt, Patienten und Apotheke bis hin zur Abrechnung. Die Kooperation mit KRY beinhaltet zusätzlich die Video-Konsultation eines Arztes via App auf dem Smartphone. In diesem Lichte ist auch die vollständige Übernahme der ClinPath GmbH und des gemeinsamen Joint-Venture-Unternehmens eHealth-Tec GmbH, zweier kleiner Gesellschaften im Bereich digitaler Lösungen im Gesundheitswesen, zu sehen. Die Gruppe konnte sich dadurch technisches Know-how sichern.

Stärkung der Marktposition in der Schweiz über Kooperationen
Trotz regulatorisch bedingter Preissenkungen gelang es Zur Rose, den Umsatz in der Schweiz um 5.0 Prozent auf CHF 553.7 Mio. und damit deutlich über dem geringen Marktwachstum von 2.8 Prozent zu steigern. Insbesondere die Neukundenentwicklung im Ärztegeschäft sowie neue digitale Services, die den Arztpraxen einen Mehrwert bieten, trugen zum Umsatzwachstum bei. Im Retailgeschäft entschieden sich Zur Rose und Medbase, ihre Zusammenarbeit auszubauen. Seit Anfang 2020 führen sie die Shop-in-Shop-Apotheken in Migros-Filialen und den Webshop gemeinsam über zwei Joint Ventures: Das Shop-in-Shop-Konzept, das bislang in Bern, Basel und Zürich erfolgreich umgesetzt wird, rollen die beiden Partner unter der Marke Zur Rose weiter aus. Mit dem zweiten Joint Venture vertiefen Zur Rose und Medbase ihre Zusammenarbeit im E-Commerce-Bereich: Sie betreiben unter zurrose-shop.ch einen Webshop für frei verkäufliche Gesundheits- und Pflegeprodukte, bei deren Kauf Kundinnen und Kunden auch Cumulus-Punkte sammeln können. Mittelfristig soll der Webshop als Marktplatz betrieben werden, auf dem weitere Partner ihre Produkte anbieten können. Zur Rose erwartet durch die Intensivierung der strategischen Zusammenarbeit erhebliche Synergien.

Fortschreitende Expansion in europäischen Kernmärkten
Im Segment Europa, welches das Marktplatzgeschäft in Spanien und Frankreich sowie von grenzüberschreitend rund 20 Ländern umfasst, verzeichnete PromoFarma ebenfalls ein starkes Umsatzwachstum von 48 Prozent auf CHF 39.7 Mio. Im Februar 2019 erwarb die Zur Rose-Gruppe den französischen Marktplatz DoctiPharma, der zwischenzeitlich in die Plattform von PromoFarma integriert wurde. Über die Marktplatzplattform vertreibt Zur Rose rund 140‘000 apothekenübliche Gesundheits- und Pflegeprodukte von rund 7‘000 Marken, die von mittlerweile über 800 Partnern, hauptsächlich Apotheken, aber auch Pharmaherstellern, bereitgestellt und verschickt werden.

Nutzung der Chancen der Digitalisierung
Die Digitalisierung verändert die europäische Gesundheitsbranche. Mit Blick auf die Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland erwartet die Zur Rose-Gruppe in den kommenden Jahren eine deutliche Steigerung des Versandmarktanteils verschreibungspflichtiger Medikamente von derzeit lediglich 1 Prozent. Auch in Frankreich, dem zweitgrössten Medikamentenmarkt Europas, sind deutliche Liberalisierungstendenzen spürbar. Die Regierung kündigte im Februar 2020 mittels eines Gesetzesentwurfs zur «Beschleunigung und Vereinfachung des öffentlichen Handels» an, den Verkauf von rezeptfreien Medikamenten so zu vereinfachen, damit künftig der Onlineversand möglich wäre. Beide Veränderungen würden ein starkes Momentum zugunsten des Geschäftsmodells von Zur Rose bewirken.

Digitale Transformation mit drei Technologiehubs
Zur Rose hat frühzeitig in die Technologie investiert und baut ihre Kompetenzen an den drei Technologieentwicklungszentren Berlin, Winterthur und Barcelona laufend weiter aus. Diese Tech-Hubs sind denn auch der Dreh- und Angelpunkt für die digitale Transformation des Unternehmens. Am Standort Berlin setzt DocMorris ihre Plattformstrategie um und baut in den kommenden Monaten einen offenen und unabhängigen Marktplatz für Gesundheitsdienstleister auf. Weiter arbeiten interdisziplinäre Teams in den Tech-Hubs an der Entwicklung digitaler Gesundheitsservices. Hauptfokus ist der Aufbau eines Gesundheitsökosystems, auf welchem sich qualifizierte Anbieter mit Produkten, Dienstleistungen und digitalen Services vernetzen. Zur Rose verfolgt damit den Anspruch, die Patienten zu begleiten und zu befähigen, die eigene Gesundheit mit Produkten und digitalen Lösungen optimal zu managen.

Ausblick
Zufolge der Verschiebung des Fokus von OTC zu eRx erwartet das Management 2020 eine Umsatzsteigerung um rund 10 Prozent (inklusive medpex-Verkäufen) und ab kommendem Jahr eine deutliche Umsatzzunahme im Bereich rezeptpflichtiger Medikamente. Bereinigt um Aufwendungen durch zusätzliche Wachstumsinitiativen, insbesondere im Bereich elektronisches Rezept und für europäische Opportunitäten, wird 2020 ein ausgeglichenes Ergebnis auf EBITDA-Stufe angestrebt. Auswirkungen des Coronavirus auf das Geschäft sind im Ausblick nicht berücksichtigt. Die mittelfristige, um Wachstumsinitiativen bereinigte EBITDA-Zielmarge liegt bei rund 8 Prozent bei einem Umsatz von über CHF 3 Mrd. Durch die Implementierung des Gesundheitsökosystems besteht langfristig ein weiteres relevantes EBITDA-Potenzial.

Im Zusammenhang mit der Covid-19-Situation hat die Sicherstellung der Medikamentenversorgung oberste Priorität. In der Schweiz kommt Zur Rose als Teil der «Kontinuitätsplanung Heilmittelversorgung» des Bundes zudem eine besondere Rolle zu. Die Zur Rose-Gruppe erwartet durch die aktuelle globale Covid-19-Krise eine deutlich schnellere Marktakzeptanz für den Medikamentenversand und digitale Gesundheitsdienstleistungen.

Dank
Die operativen und strategischen Initiativen im weiterhin herausfordernden Wettbewerbsumfeld werden wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Umsetzen, denen wir für ihren grossen persönlichen Einsatz, die Kompetenz und die Flexibilität danken. Ein besonderes Dankeschön gebührt auch unseren Kundinnen und Kunden für ihr Vertrauen sowie Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihre Treue.

Prof. Stefan Feuerstein
Präsident des Verwaltungsrats
Walter Oberhänsli
Delegierter des Verwaltungsrats
und CEO