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Das Sorgenbarometer zeigte 2019 erneut, wie sehr die Kostenzunahme im Gesundheitswesen die Schweizer Bevölkerung beschäftigt: Hinter der Altersvorsorge belegt das Thema Platz zwei. Im Dezember präsentierte der Bundesrat seine gesundheitspolitische Strategie 2020 bis 2030. Darin betont er die Wichtigkeit einer qualitativ hochstehenden Versorgung bei gleichzeitig notwendiger Eindämmung des Kostenwachstums. Die Digitalisierung des Gesundheits­wesens sei dafür ein Schlüsselelement und deshalb gezielt zu fördern. Der Handlungsbedarf in der Schweiz ist gross — im internationalen Vergleich schneidet sie schlecht ab.

Preissenkungen und Versorgungsengpässe im Medikamentenmarkt
Gemessen zu Fabrikabgabepreisen, belief sich das Gesamt­volumen im Medikamentenmarkt 2019 auf CHF 6.1 Mrd. und nahm dabei im Vergleich zum Vorjahr trotz staatlicher Preissenkungen leicht zu. Mit der Überprüfung des letzten Drittels der Arzneimittel auf der Spezialitätenliste schloss das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die laufende Überprüfungsrunde der Arzneimittelpreise im Herbst des Berichtsjahres ab. Insgesamt wurden dabei laut BAG in den Jahren 2017 bis 2019 rund CHF 450 Mio. an Einsparungen realisiert. Bei über der Hälfte der 2019 überprüften Originalpräparate und Generika verfügte das Amt Preissenkungen. Die Massnahmen erhöhten den Margendruck auf Medikamente weiter.

Zu reden gaben 2019 auch die zunehmenden Versorgungsengpässe bei Medikamenten. Die Anzahl Meldungen zu Versorgungsstörungen hat sich seit 2016 mehr als verdoppelt. Gemäss dem Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) ist diese Verschlechterung der Versorgungssituation vor allem auf den globalen Wirkstoffmangel, den Kostendruck verbunden mit Marktrückzügen sowie die Zunahme logistischer Probleme zurückzuführen.

Kostendämpfungspaket vom Bundesrat an das Parlament überwiesen
Im August überwies der Bundesrat die Botschaft zum ersten sogenannten Kostensenkungspaket ans Parlament. Darin schlägt er neun Massnahmen vor, die das Kostenwachstum im Gesundheitswesen bremsen sollen: Zur Rose begrüsst Massnahmen, die das Bewusstsein aller Marktteilnehmer schärfen wie beispielsweise die Pflicht einer verständlichen Rechnungskopie für Patienten oder der Auftrag an die Tarifpartner, in ihren Verträgen Massnahmen zur Steuerung der Kosten und Leistungen einzuführen. Ebenso unterstützt das Unternehmen den vorgesehenen Experimentierartikel, der es erlaubt, innovative, kostensenkende Projekte zeitnah zu testen und umzusetzen. Bezüglich der angestrebten Senkung der Medikamentenkosten setzte sich Zur Rose weiterhin dafür ein, dass die günstigeren Abgabekanäle von Medikamenten – der Arzneimittelversand und die ärztliche Selbstdispensation – nicht weiter gegenüber anderen Abgabe­kanälen diskriminiert werden.

Geplante Vertriebsmargensenkung nach KLV
Der Bundesrat will den Vertriebsanteil von Arzneimitteln gemäss Artikel 38 der Krankenpfle­ge-Leistungsverordnung KLV massiv senken und damit rund CHF 50 Mio. zusätzliche Einsparungen erreichen. Zur Rose engagiert sich für die Versorgungssicherheit der Schweizer Bevölkerung mit Medikamenten und bietet deshalb das gesamte Medikamentenspektrum an. Damit trägt das Unternehmen Risiken, die mit dem kapitalintensiven Vorhalten von Arzneien im mittleren bis teuren Preissegment verbunden sind. Andere Marktteilnehmer können oder wollen diese Risiken zum Teil nicht tragen. Wiederholt hat Zur Rose darauf hingewiesen, dass die geplante Vertriebsmargensenkung die Versorgungssicherheit gefährdet und Versandapotheken benachteiligt: Denn betroffen wären insbesondere Medikamente der mittel- bis hochpreisigen Segmente, die im Produktemix einer Versandapotheke im Vergleich zu stationären Apotheken einen besonders hohen Anteil ausmachen.

Verordnung über die Integrität und Transparenz im Heilmittelbereich (VITH)
Als Ausführungsrecht zum revidierten HMG trat per 1. Januar 2020 die VITH in Kraft. Sie regelt unter anderem die Preisrabatte und Abgeltungen im Zusammenhang mit Arzneimittellieferungen neu.

Elektronisches Rezept analog Deutschland auch in der Schweiz fördern
Soll eine höhere eHealth-Durchdringung in der Schweiz erreicht werden, muss das elektronische Rezept Standard werden: Dies zeigt auch eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung 1. In einem Vergleich der Gesundheitssysteme von 14 EU- und drei ausgewählten OECD-Ländern rangiert die Schweiz bezüglich des eHealth-Index abgeschlagen auf Rang 14 von 17. Führend sind Länder, in denen eine landesweite eHealth-Strategie umgesetzt wurde und das elektronische Rezept Standard ist. Aufgrund fehlender Anreize wird das elektronische Rezept in der Schweiz allerdings bislang noch kaum genutzt. Dies obschon klar ist, dass die Patientensicherheit mit der elektronischen Verschreibung verbessert wird: Sie erhöht die Verschreibungs- und Fälschungssicherheit und senkt das Risiko einer Fehlmedikation und damit verbundener Folgekosten für das Gesundheitssystem.

1 Bertelsmann-Stiftung: «SmartHealthSystems – Digitalisierungsstrategien im internationalen Vergleich», November 2018